design estates präsentiert: Die 5 schönsten Design-Hütten in Südtirol

Die Region Südtirol, im Norden Italiens, bietet Abseites seiner Design- & Boutiquehotels auch einige besondere Ski-, Wander- & Schutzhütten. Der Großteil davon ist im traditionellem Stil gehalten. Einige davon sind ein gelungenes Beispiel dafür, dass man Tradition mit moderner Architektur verbinden kann.

5 dieser Beispiele wollen wir hier vorstellen.

© Oskar Dariz, Jens Rüßmann

1. Oberholz Hütte

Peter Pichler Architektur gewann 2015, in Zusammenarbeit mit Arch. Pavol Mikolajcak, einen Wettbewerb zur Gestaltung einer neuen Berghütte auf 2.000m in den italienischen Dolomiten.

Die neue Hütte beherbergt ein Restaurant und befindet sich neben der Seilbahnstation Oberholz in Obereggen mit direktem Anschluss an die Skipiste. 

Der auskragende Baukörper wächst wie ein umgestürzter Baum aus dem Berg heraus und bildet mit seinen drei Hauptästen eine Symbiose mit der Landschaft. Jeder dieser Äste ist zu den drei wichtigsten umliegenden Bergen hin ausgerichtet. Am Ende der Äste rahmt eine große Glasfassade die umliegenden Berge vom Inneren der Hütte aus ein. Die schräge Dachform der Gläser ist von den typischen Hütten der Region inspiriert, während das verzweigte Dach und das komplexe strukturelle Innere eine neue und zeitgenössische Interpretation der klassischen Berghütte zum Ausdruck bringen.

Der Innenraum wird durch eine komplexe, kurvenreiche und sichtbare Holzstruktur bestimmt, die allmählich in die Wände übergeht und so genannte “Taschen” für Intimität schafft. Man könnte sie auch als eine neue, offene Interpretation der klassischen “Stube” sehen, die in den typischen Strukturen der Region gut bekannt ist.

Die gesamte Hütte ist aus Holz gebaut: Strukturelemente und Inneneinrichtung aus Fichte, die Fassade aus Lärche, Möbel aus Eiche – alles typische Hölzer aus der Region. Eine homogene Skulptur mit lokalen Materialien.

Das Erdgeschoss der Hütte besteht aus dem Hauptrestaurant/Loungebereich. Die Bar befindet sich neben dem Eingang und ist direkt mit dem Restaurant verbunden. Die Küche und der Raum für die Lagerung und Lieferung von Lebensmitteln befinden sich ebenfalls im Erdgeschoss. Die Haupttoiletten, der Personalraum und die technischen Einrichtungen befinden sich im ersten Stock. Der Außenbereich wird durch eine große, nach Südwesten ausgerichtete Terrasse bestimmt.

Architekt:

Peter Pichler Architecture, Arch. Mikolajcak

Projekt:

Oberholz Berghütte

Lage:

Obereggen, Südtirol, Italien

Jahr:

2016

© Fotos: Oskar Dariz, Jens Rüßmann

© Alfred Stolzlechner

2. Schwarzensteinhütte

Mit über 3026 Meter ist sie die höchste Schutzhütte in den Zillertaler Alpen – die Schwarzensteinhütte.

Auf den Übergang ins Zillertal thront sie hoch empor wie eine Zinne, die sich in der schroffen, grauen Landschaft schmiegt. Der Grundriss bildet eine außergewöhnliche Form – ein unregelmäßiges Sechseck. Vom Erdgeschoss ausgehend wird der Körper nach oben und unten kleiner. Das Fichtenholz, das das Innere der Schutzhütte auskleidet sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Den eigentlichen Luxus aber bereitet das großzügige Fensterband. Der Ausblick langt von den Zillertaler Alpen über die hohen Tauern und die Rieserfernergruppe bis hin zu den Dolomitengipfeln und der Marmolata. Das verleiht der Stube das Flair einer Kommandobrücke eines Ozeanriesen. Die Schwarzensteinhütte ist der perfekte Ausgangspunkt für sowohl anspruchsvolle als auch leichtere Gletschertouren und verspricht unvergessliche Gipfelerlebnisse.

Architekt:

Stifter + Bachmann

Projekt:

Schwarzensteinhütte

Lage:

Zillertaler Alpen auf 3026m

Jahr:

2016

© Fotos: Oliver Jaist, Harald Wisthaler, Alfred Stolzlechner, Stefan Lechner, Margit Ainhauser 

© Oliver Jaist

3. Edelrauthütte

Die Edelrauthütte liegt am Eisbruggjoch auf 2.545 Meter Seehöhe, im Übergangsbereich zwischen Pfunderer- und Lappachtal am Alpenhauptkamm. Es ist der Ausgangspunkt für den alpinen Tourismus in der 3000er-Region der Zillertaler Alpen. Im fernen Jahr 1906 baute sie die Sektion Edelraute des DÖAV (Alpenverein von Deutschland und Österreich Wien) auf. Seit 1990 ist die Hütte fast 20 Jahre lang geschlossen. Als sie 2010 mit anderen Schutzhütten an das Land Südtirol kam, wurde erkannt, dass eine Sanierung weder sinnvoll noch wirtschaftlich wäre.

Das Brixner Architektenbüro MoDus Architects hat den Wettbewerb für die Planung des Neubaus gewonnen. Seine moderne Architektur war einst umstritten. Die neue Edelrauthütte von Architekt Matteo Scagnol präsentiert sich als funktionaler und schlichter Bau, der sich gut in die karge Landschaft einfügt.

Die neue Hütte mit einer Gesamtfläche von 550 m2 besteht aus drei Etagen. Im Erdgeschoss, neben dem Eingang, befinden sich die Toiletten, die Zimmer für die Wirte und die Wohnstube. Von hier aus können die Gäste die spektakuläre Aussicht durch großzügige Fenster genießen. Im ersten und zweiten Stock gibt es Zimmer mit unterschiedlicher Bettenzahl. Das 30 Quadratmeter große Winterlager befindet sich im zweiten Obergeschoss und ist über eine Außentreppe erreichbar.

Die hölzerne Kassettendecke der jetzigen Hütte und die großen Steinquader ihrer neuen Terrasse erinnern an die alte Zuflucht. Integrierte Photovoltaikanlagen decken zusammen mit einem kleinen Wasserkraftwerk den Energiebedarf.

Die Hütte ist nur in einer mehrstündigen Wanderung vom Lappacher Stausee (2,5 Std.) oder von Pfunders (3,5 Std.) zu erreichen.

Architekt:

MoDus Architects

Projekt:

Edelrauthütte

Lage:

zw. Pfunderer und Lappacher Tal am Eisbruggjoch auf 2545m

Jahr:

2016

© Foto Amt für Hochbau West / Ufficio edilizia ovest: Paolo Tenaglia

4. Stettiner Hütte

Die Stettiner Hütte ist eine von mehreren Schutzhütten in Italien, welche nach dem ersten Weltkrieg vom Staat enteignet wurde. 1999 gingen diese Hütten in das Eigentum der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol über. Die Konzession zur Führung durch den CAI lief 2010 aus. Sie liegt am Meraner Höhenweg von Pfelders und von Pfossental-Vorderkaser und ist zudem Ziel der zehnten Etappe des Tiroler Höhenwegs. Seit 2005 verwaltet das Land Südtirol die Schutzhütte. Die wundervoll gelegene Hütte thront majestätisch am Eisjöchl im Naturpark Texelgruppe an der Grenze der Ötztaler Alpen. Zu Fuße der Hochwilde (3.480 m) und der Hohen Weiße (3.278 m) ist sie beliebter Stützpunkt für Hochtourengeher und Mountainbiker.

Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten der Stettiner Hütte auf 2.875 m. Im Jahr 2014 war die alte Schutzhütte von einer Lawine beschädigt worden und wurde daraufhin abgerissen. Seit 2017 wurden in behelfsmäßigen Unterkünften die Bergwanderer beherbergt. Das Land Südtirol hat nun ein neues Gebäude errichtet, das im Sommer 2022 seiner Bestimmung übergeben wurde.

Mit seiner geometrischen Form hebt es sich von der felsigen Alpinlandschaft am Südhang der Ötztaler Alpen auf dem Gemeindegebiet von Moos in Passeier ab. Die Form des Gebäudes ist im Wesentlichen eine Antwort auf Sicherheitsanforderungen. Das Erdgeschoss ist entlang der Lawinenabflussrichtung ausgerichtet und wird durch einen Felssporn geschützt. Die oberen Stockwerke sind so angeordnet, dass sie zum Lawinenabgangsbereich hin ähnlich wie bei einem Schiffsbug einen spitzen Winkel bilden, was eventuelle Lawinen ableitetet.

Die gesamte Struktur besteht aus vorgefertigten Stahlbetonplatten und die Innenräume aus Nadelholz. Auch die Möbel für die Stube, den Eingang und die Schlafsäle sind aus Naturholz. Neu gefertigt wurden auch die Überdachung und die Einbauten, ebenso die notwendigen technischen Anlagen.

Bauen im Hochgebirge ist sehr schwierig und mühsam, die Saison ist kurz und wer dies macht, tut es nicht, um Ruhm zu erlangen, sondern im Ansinnen, seiner Heimat ein wertvolles Zeichen zu setzen. Die Stettiner Hütte ist  Beispiel dafür, wie die Schönheit der Südtiroler Natur mit innovativer Architektur in Respekt vor der alpinen Umwelt und in Nachhaltigkeit verbunden werden könne. Die Schutzhütte wurde im KlimaHaus-Standard gebaut und ist ein wichtiger alpiner Stützpunkt für Wanderer und Urlaubsgäste.

Zufrieden sind auch die Architekten Andrea Fregoni und Roberto Pauro vom Studio “Area Architetti Associati”, die den europaweit ausgeschriebenen Projektierungswettbewerb für die Struktur gewonnen haben.

Mit einem Volumen 3300 Kubikmetern erstreckt sich die neue Stettiner Hütte über fünf Etagen und weist eine Nutzfläche von 750 m2 auf. Die Hütte kann 76 Personen in den Schlafsälen beherbergen und verfügt über 15 Betten für das Personal. Der Speisesaal im Erdgeschoss mit mehreren Fenstern aus Cortenstahl bietet über 92 Sitzplätze.

Architekt:

Area Architetti Associati

Projekt:

Stettiner Hütte

Lage:

am Eisjöchl im Naturpark Texelgruppe an der Grenze der Ötztaler Alpen

Jahr:

2022

Kunde:

Schwarz-Fontana

© Foto Amt für Hochbau West / Ufficio edilizia ovest: Paolo Tenaglia

© Lukas Schaller

4. Tierser Alpl

Der Ort, an dem sich die Hütte befindet, ist ein Schnittpunkt für Wanderer an der Grenze zwischen Trentino und Südtirol, auf 2440 m Meereshöhe. Das hat Max Aichner vor 58 Jahren erkannt. Zwischen 1957 und 1962 baute er unter Verwendung von lokalem Material den ältesten Teil des heutigen Gebäudes. Seitdem wurde es fünfmal erweitert. Der letzte Umbau fand zwischen 2013 und 2015 statt. Das Haus wird von Anfang an als Familienbetrieb geführt. Kein Pächterwechsel oder Richtungsänderungen, sondern stetige Weiterentwicklung und Investition in die Schutzhütte am Tierser Alpl, um einen sicheren Ort für Alpinisten zu schaffen. Die Philosophie des Betreibers und der Architektur ist es, die Hütte für den Gast komfortabler zu machen. In einem ersten Schritt wurden die neuen Sanitär- und Nebenräume behutsam in den Hang verbaut. Die Wände wurden mit Stampfbeton errichtet. Die Verarbeitung interpretiert die Felsen und das Geröll der Gegend, Farbe und Licht sorgen für Akzente. Ein weiterer Vorteil ist die Akustik der porösen Oberfläche, das Betreten und Umziehen verhält sich geräuscharm. In der zweiten Phase wurde das Haus erweitert.

Nahezu unmerklich für das Erscheinungsbild wurde der First angehoben und auf der Ostseite das Dach bis zur Traufe des Erdgeschosses gezogen, wobei die Formensprache erhalten blieb. Unter dieser neuen Traufe beginnt das Panoramafenster, das sichtbarste Motiv, das den Eingriff in das Haus dokumentiert.

Dahinter befindet sich ein großer und ein kleiner Saal samt Bar, ein Raum für 130 Personen mit Blick auf die Berge und die Weite. Der große Raum hat keine Säulen; die sich überlagernden Dreiecksträger bilden das Tragwerk des aufgestockten Daches und bestimmen die Geometrie der neuen Räume im Obergeschoss. Alt und Neu ergänzen sich auf diesen Ebenen bis zum First. Was funktionierte, wurde belassen oder hinzugefügt: Neues wurde mit dem gleichen Holz (Tanne und Lärche) umgesetzt; Dachgauben wurden gesetzt, um Licht, Luft und ein Bild der Berge in die Räume zu bringen.

Die Verflechtung der Generationen und die Funktionen des Hauses unter dem großen Dach verschmelzen zu einem Ganzen. Sie verkörpern die Gestaltungsintention der Bauaufgabe. Der ganze Ort bildet eine räumliche Abfolge, beginnend mit der Ausdehnung der Berge, bis hin zur Terrasse mit dem Haus als Refugium im Hintergrund. Innen folgt auf die große eine kleine Stube, auf die breite Treppe folgt eine schmale, auf das Sechsbettzimmer folgt ein Zweibettzimmer, mit Blick auf die Berge. Gebaut wurde das Gebäude mit höchster Qualität von lokalen Handwerkern. Die Schutzhütte Tierser Alpl ist das, was sie ist „Ein Haus mit Dach, ein respektvoller Punkt in den imposanten Dolomiten“.

Architekt:

Senoner Tammerle Architekten

Projekt:

Tierser Alpl

Lage:

süd. der Seiser Alm am Tierser Sattel auf 2440m

Jahr:

2015

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